Auszug aus dem „Codex Sapientium – Band IV: Die Völker des Kontinents“, Hrsg. Prof. J. Mirren, Akademie von Oxenfurt, 1252 n.N.
Die Elfen, in ihrer eigenen Sprache Aen Seidhe („Volk der Hügel“), zählen zu den ältesten Völkern des Kontinents. Ihre Zivilisation reicht weiter zurück als jede menschliche Chronik, und einst waren sie die vorherrschende Spezies in weiten Teilen der bekannten Welt. Seit dem Auftauchen der Menschen jedoch – vor einigen Jahrhunderten – erleben die Elfen einen stetigen Rückzug und kulturellen Verfall. Der Vormarsch menschlicher Zivilisation hat sie nach und nach von ihrem angestammten Land verdrängt.
Physiognomie und Merkmale
Elfen sind hochgewachsene, schlanke Wesen mit symmetrischen Gesichtszügen, großen Augen und leicht spitz zulaufenden Ohren. Auffällig ist das Fehlen der Eckzähne, was in der Volksmeinung fälschlicherweise oft mit Fleischverzicht gleichgesetzt wird. In Wahrheit sind Elfen erfahrene Jäger, und Wildbret – etwa gebratener Hirsch – ist keine Seltenheit auf ihrem Speiseplan.
Lebensspanne und Fortpflanzung
Die Lebensspanne eines Elfen übersteigt die eines Menschen um ein Vielfaches. Berichte über Elfen, die mehrere Jahrhunderte alt wurden, sind keine Seltenheit. Dennoch ist ihre Fruchtbarkeit an ihre Jugend gebunden – eine biologische Einschränkung, die in der demografischen Entwicklung eine erhebliche Rolle spielt und als einer der Gründe für ihren Rückgang gilt.
Geschichte und aktueller Status
Die Elfen verloren im Laufe zahlreicher Auseinandersetzungen mit Menschen den Großteil ihrer alten Reiche. Nur während der jüngsten Kriege zwischen den Nördlichen Königreichen und dem Nilfgaardischen Imperium gelang es ihnen, in Dol Blathanna („Tal der Blumen“) ein neues, wenngleich kleines, autonomes Gebiet zu etablieren.
Abseits davon bleibt den meisten Elfen nur die Wahl zwischen Isolation in abgelegenen Wäldern und Gebirgen oder dem Leben unter Menschen – Letzteres stets begleitet von Misstrauen, Ausgrenzung und gelegentlich offenen Feindseligkeiten. Die Integration in menschliche Gesellschaften scheitert häufig an elfischem Stolz und der tiefen Verbundenheit mit eigener Sprache, Tradition und Kultur. So bleiben Elfen vielerorts ewige Fremde – eine Rolle, die ihnen durch Pogrome und Diskriminierung schmerzhaft bestätigt wird.
Halbelfen und Vermischung
Trotz aller Unterschiede sind Elfen und Menschen biologisch kompatibel: Ihre Nachkommen – sogenannte Halbelfen – sind fruchtbar, jedoch gesellschaftlich oft stigmatisiert. Besonders in menschlich dominierten Regionen gelten sie als Symbol unerwünschter Vermischung.
Gleichwohl ist es eine historisch belegbare Tatsache, dass sich die beiden Völker seit Jahrhunderten vermischen – mitunter freiwillig, mitunter nicht. Ironischerweise tragen nicht wenige Menschen elbisches Blut in sich – selbst solche, die öffentlich ihre Verachtung für Elfen kundtun.
Anmerkung des Herausgebers:
Die Bewertung elfischer Kultur und Geschichte unterliegt starken politischen Strömungen. Dieses Kapitel bemüht sich um Neutralität, kann jedoch nicht alle regionalen und ideologischen Verzerrungen ausschließen. Für weiterführende Analysen siehe Band VII: „Die Scoia'tael und der bewaffnete Widerstand“.
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